Ausgegrenzte Arbeitskräfte, prekäre Bedingungen

Die Wandtexte der Ausstellung weisen auf die Komplexität globaler Lieferketten für Gold und seltene Mineralien hin. – Scrollen Sie nach unten für zusätzliche Informationen.

Ausstellungstext

Trotz des bedeutenden Beitrags zur globalen Rohstoffversorgung gehören handwerkliche und kleinbetriebliche Bergleute zu den am stärksten marginalisierten Arbeitskräften der Welt. Ihr Beitrag zur Weltwirtschaft wird kaum beachtet, ihre prekären Arbeitsbedingungen werden oft gebrandmarkt.

Die Verwundbarkeit wird durch die COVID-Pandemie noch verstärkt, denn dadurch haben die Stigmatisierung irregulärer Arbeitskräfte und das harte Durchgreifen gegen sie noch zugenommen. Der handwerkliche Bergbau findet in der Regel in ländlichen Gebieten ohne Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsinfrastruktur und ohne staatliche Unterstützung statt.

Zeitungsberichte über den handwerklichen Bergbau

Die Beschäftigten im kleingewerblichen Bergbau müssen gefährliche und prekäre Arbeitsbedingungen ertragen. Trotzdem ist die vorherrschende Darstellung ihrer Situation meist herabwürdigend. Das zeigt sich am Beispiel von Zeitungsberichten aus der ganzen Welt, in denen sie als rücksichtslose, gierige Individuen dargestellt werden, die im Hinblick auf die Chance, schnell reich zu werden, Risiken außer Acht lassen. Beschäftigte in kleingewerblichen Minen werden häufig auch dafür verantwortlich gemacht, dass sie mit ihren Abbaupraktiken und dem Einsatz von Chemikalien verwüstete Landschaften hinterlassen. In Ländern mit politischer Gewalt wie der Demokratischen Republik Kongo, Kolumbien und Burkina Faso ist der kleingewerbliche Bergbau zudem Opfer von bewaffneten Gruppen geworden. Aber oft wird auch der gesamte Sektor für die Förderung von Gewalt verantwortlich gemacht.

Die Tendenz, dem Opfer die Schuld zu geben, hat in Agrargesellschaften leider eine lange Tradition. Sie wiederholt sich heute im Fall des kleingewerblichen Bergbaus. Dennoch hat sich dieses vorherrschende Bild in jüngster Zeit zu ändern begonnen, da internationale Organisationen bereit sind, die kleingewerblichen Bergleute zu unterstützen. Aber der globale strukturelle Kontext, der dazu führt, dass Bergleute ausgebeutet werden und solche Arbeiten verrichten müssen, wird immer noch selten angesprochen.

Beispiele für Artikel mit einer herabsetzenden Haltung: In Peru (Englisch), In Burkina Faso (Französisch), In Kolumbien (Spanisch)

Beispiele für Texte, die sich mit der Ausbeutung auseinandersetzen (auf Englisch): Making a world of difference in small-scale gold mining, Striking gold in Burkina Faso

Boykotte richten sich oft gegen die Schwächsten

Ein extremes Beispiel der Stigmatisierung war der «Boykott» von handwerklich abgebautem Gold im Jahr 2019 durch Metalor, eine der weltweit größten Raffinerien mit Sitz in der Schweiz. Während sich Kaufboykotte von Verbraucherinnen und Verbrauchern in der Regel gegen mächtige internationale Konzerne richten, ging es bei diesem Boykott um ein mächtiges multinationales Unternehmen, das kleingewerbliche Bergleute boykottierte. Die Absurdität dieser Machtkonstellation blieb nicht unbemerkt, und der Boykott war nur von kurzer Dauer. Er zeigt jedoch, wie weit die Stigmatisierung der kleingewerblichen Bergbauarbeiter und -arbeiterinnen gehen kann.

Reportage über den Boykott des Schweizer Fernsehens RTS auf Französisch:
Metalor renonce à l'or des mines artisanales

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Die Macherinnen und Macher von Kamituga | Digital Gold

Geographisches Institut, , Universität Zürich:
Recherchen, Interviews, 3D-Scans, Videos, Fotografien: Gabriel Kamundala, Geographisches Institut, UZH
Supervision und inhaltliche Gestaltung: Dr. Timothy Raeymaekers, Geographisches Institut, UZH,
Dr. Muriel Côte, Privatdozentin, Fachbereich Humangeographie, Universität Lund

Forschungspartner:
University of Zimbabwe
University of Ouagadougou I
Institut National des Sciences des Sociétés (Burkina Faso)
Groupe d’Etudes sur les Conflits et la Sécurité Humaine (DR CONGO)

Immersive Arts Space, Zürcher Hochschule der Künste ZHdK:
Szenografie: Mariana Vieira Gruenig
Interaction Design, 3D Experience: Chris Elvis Leisi
Spatial Augmented Reality Engineer: Florian Christoph Bruggisser
Videoschnitt, Storytelling: Alan Sahin
Tongestaltung: Patrycja Pakiela
Zusätzliche Tonaufnahmen vor Ort: Alfred Borauzima
Übersetzungen, englisches Lektorat: Alliance Riziki Murhula, Edward Wright
Synchronstimmen: Shabnam Chamani, Rino Hosennen
Cheftechniker: Sébastien Schiesser
Produktionsleitung: Kristina Jungic
Projektleitung: Prof. Christian Iseli

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